Rundbrief Juli 21

Goslars Jugendprojekt unter Dach und Fach

Der Vertrag mit SDW, Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e.V. der Stiftung, die die 10.000 Bäume für Goslars Jugendliche spendet, ist vom Forstamt unterzeichnet und sollte heute von SDW gegen- gezeichnet werden. Ein Gefühl der Erleichterung macht sich bei uns breit. Obwohl uns die Bäume bereits im Februar zugesichert wurden, ist ein Vertragsabschluss sehr beruhigend. Dass SDW viele Erklärungen verlangte – Standort, Vision, Notwendigkeit, Interessenvertreter, Wasserschutzgebiet
– lässt erkennen, dass viele leitende Angestellte an der Aktion beteiligt waren.

Wir begrüßen die Mitteilung, dass die Anzahl von 10.000 Bäumen flexibel gehalten wird. Dadurch besteht für uns die Möglichkeit, sogar 2.000 bis 3.000 Bäume mehr pflanzen zu können. SDW spendet nicht die Bäume, sondern Mittel im Wert von € 25.000, kalkuliert auf einen Preis für große Bäume bester Qualität für Nutzholzpflanzung. Der Preis für einen Eichensetzling beträgt z.B. 2,50 €.

Unser Projekt soll ein echter ökologischer Wald werden, in dem große, mittlere und kleine Bäume gepflanzt werden. Der Preis für einen Hainbuchensetzling z.B. beträgt nur ca. € 1,23. Da kleinere Bäume preiswerter sind, können wir also mehr Bäume erwerben. Wir streben den Kauf von min- destens 12.000 bis13.000 Bäumen an.

Das gesamte Dörpketal kann mit Bauminseln bepflanzt werden.

Für mich sind 10 ha eine abstrakte Zahl, die ich mir als Gesamtfläche kaum vorstellen kann und vielleicht geht es anderen ebenso. Aus diesem Grund füge ich eine Karte der Fläche bei, auf der wir pflanzen werden. Wandert man das Dörpketal hinauf, sieht man auf den ersten 150 m einen noch intakten Mischwald. Danach beginnt die Zerstörung. Das ist die Fläche, auf die gepflanzt wird, das gesamte Dörpketal hinauf, auf beiden Seiten, bis zum Ende des Tals und hinauf zum Windeweg, dem Hauptforstweg zur Waldschrathütte.

Baumarten.

Die Studierenden arbeiten zur Zeit an der Ausarbeitung der zu pflanzenden Baumarten. Das ist eine schwerwiegende Entscheidung, denn es muss genau untersucht werden, welche Baumarten zu einander passen, und welches der beste Standort auf dem Gelände für sie ist. Die grundlegen- den Parameter sind bereits besprochen und mit der Forstverwaltung, SDW, Universität und FoF vereinbart. Die folgende Auflistung der Baumarten sind die, die höchstwahrscheinlich zur Auswahl kommen werden:
Bäume 1. Ordnung / Wuchshöhe ab 20 m
Traubeneiche, Roteiche, Winterlinden, Weißtanne, Lärche, Spitzahorn, Vogelkirsche, Berg Ahorn, Edelkastanie
Bäume 2. Ordnung / Wuchshöhe 10 – 20 m
Nordmanntanne, Hainbuche, Weißdorn, Zitterpappel, Schwedische Mehlbeere
Bäume 3. Ordnung / Wuchshöhe 2- 10 m
Feldahorn, Traubenkirsche, Echte Mehlbeere, Eberesche

Zwei weitere Bäume sind noch nicht berücksichtigt, stehen aber weiterhin hoch auf der Liste von FoF: Grauerle, und Robinie, beide Stickstoff fixierende Bäume für trockene Standorte. Ich habe noch keinen Förster gefunden, der sich positiv zur Robinie äußerte. Dieser Baum ist einer der invasivsten Angiosperme der Welt (seine Früchte sind Samenträger).

Wenn sich die Wurzeln erst einmal etabliert haben, sind sie kaum zu entwurzeln (ausgenommen vielleicht durch einen Leo-2-Panzer). Trotzdem ist die Robinie der meist gepflanzte Neophyt (nicht heimisch) auf einer Fläche von 2,3 Millionen Hektar in Europa. (Brus 2016). Was macht ihn so attraktiv?

Er verbessert den Boden (Bolaf 2016),
renaturiert degradierte Flächen (Mantovani 2015), stabilisiert Hänge (Straker 2015),
bindet Kohlenstoff (Quinkerstein 2011), verbessert die Biodiversität (Evans 2013),
produziert große Mengen an dichtem Holz + Kurzum Triebsenergiepflanze (Böhm 2011), Hauptart des Windschutzes (Catrina 2005),
eine wichtige Nektarquelle für die Honigproduktion (Rédei, 2008).

Ich hoffe dass die Uni sich überreden lässt, wenigstens eine geringe Zahl dieser Bäume zu pflanzen. Zusätzlich werden Sträucher gepflanzt, denn sie sollen helfen, den steilen Hang zu stabilisie- ren und vielen verschiedenen Vogelarten ein Zuhause bieten. Einige der zur Diskussion stehenden Sträucher sind: Hasel, Traubenholunder, Weißdorn, Schlehe, Kornelkirsche, gemeine Traubenkir- sche, Wildkirsche, Hartriegel.

Unsere Besucher:

1. Ein Bundestagsabgeordneter kam zu einer gemeinsamen Ortsbesichtigung.

Wir trafen uns mit Dr. Kühne MdB und seinem Manager auf einem Parkplatz am Waldrand und fuhren dann das Dörpketal hinauf, den Ort der Pflanzung. Dr. Kühne nahm sich sehr viel Zeit und zeigte großes Interesse an unserem Projekt. Er überraschte uns mit tiefen Kenntnissen über Bodenbeschaffenheit und Flora allgemein (ein studierter Biologe). Die Bewaldung des Dörpketals findet er lobens- und unterstützungswert.

Anschließend blieb noch genügend Zeit für einen Kaffe bei uns und für weiterführende Diskussionen. Informationsmaterial nahm er dankend entgegen.

2. Uni-Crew kommt zu Feldmessungen ins Dörpketal

Die Professorin und fünf Studenten kamen nach Goslar. Bedauerlicherweise am heißesten Tag, den man sich vorstellen kann; keine einzige Wolke in Sicht.
Ich wusste, dass etwas Ernstes im Gange war, als gelbe Glasfaserstäbe ausgeladen und Handschuhe herumgereicht wurden. Ein Schwerterkampf war sicherlich nicht geplant.

Stattdessen verbrachten wir die nächste Stunde damit, den Hang (30 % Steigung) rauf und runter zu klettern. Forstamtsverwalter Möller hüpfte den Hang hinauf wie eine Gemse, im Gegensatz zu mir als älteres Semester.

Die Stäbe wurden etwa alle 40 Meter abgesteckt. Die Studierenden nutzten zusammen mit Herrn Möller verschiedene Forst-Apps, um die Position mit GPS zu lokalisieren. Die jungen Leute kamen, um das Tal zu kartieren, nicht als Übersichtskarte – die Forstverwaltung hat Karten von jedem Winkel des Waldes – sondern als Standortkartierung für das anstehende Projekt. Die Kartographie der Waldbedeckung ist eine kritische Messung, die zur Erweiterung des Verständnisses dient von ökologischen, hydrologischen und biogeochemischen Prozessen auf breitere räumliche und zeitli- che Skalen (Costea).

In anderen Worten: mit diesen Ergebnissen in der Hand kann eine effektivere Orientierung in waldbaulicher Planung erreicht werden. Es ist hilfreich bei der Waldzustandserfassung für Waldumbau Planung, Auswertung und Aktualisierung über das, was man über das Dörpketal weiß.

Ein Inventar wird erstellt (Wildschäden, Totholz, etc.). All dies hilft bei einer Risikoanalyse (Erosion, Waldbrand, Auswirkungen auf das Einzugsgebiet).

Ziel der Studierenden ist in erster Linie, alle spezifischen Bedingungen zu verstehen, um die Vision eines Vorwaldes zu erfüllen. D.h. wenn Regen den Hang hinunter strömt , wie können Laub und Humus am besten gehalten werden. Wie verhält es sich z.B. mit der Verbesserung des Humusaufbaus, des Luft- und Wasserhaushaltes (Durchwurzelung), den Nährstoffumsatz, dem Bodenleben? Und natürlich, wie können die Pflanzen die Frostgefahr, Hitzeeinwirkung, Windeinwirkung, Un- krautkonkurrenz vermindern?

Ein beängstigender Faktor, um den man sich kümmern muss, ist die Behebung der Gefahr für das Wassereinzugsgebiet. Unser Trinkwasser stammt aus der Goslarer Stadtforst. So weit, so gut. Aber die Wälder verschwinden und wir müssen uns fragen, was passiert mit dem Wasser, wenn es keine Bäume mehr gibt? Hydraulische Leitfähigkeit ist der Fachbegriff für die Art und Weise, wie und wo Wasser fließt. Fehlen die Bäume, verändert sich diese Leitfähigkeit, ohne Garantie dass das Wasser wieder so fließt wie früher.

Studien zeigen, dass Kahlschläge in einem kleinen Wassereinzugsgebiet katastrophale Auswirkungen auf das hydrologische Verhalten der Umgebung haben können. Quellwasser im ehemaligen Wald können austrocknen oder ihren Abfluss verringern (Reifsnyder, 1982, Breeding 2000).  Ausführliche Info siehe „Stadtforst Goslar“.
Vorwälder fördern die Bodenfruchtbarkeit. Dörpketals Vorwald könnte Biomasse für Energie und Industrie bieten. In ca. 80 Jahren können unsere Eichen Möbelholz liefern. Aber viel früher können andere Baumarten Holz nicht nur als Energieträger, sondern auch für den Bausektor liefern. Holz ist schließlich eine umweltfreundlichere Wahl als Stahl und Beton.

Vor allem aber geht es darum, wie können wir die Speicherung von CO2 beschleunigen? Das ist der Grund, warum ein Vorwald gepflanzt werden muss.

Die mit Vorwäldern verbundene Produktivitätssteigerung gegenüber herkömmlichen Aufforstungen mit Hauptbaumarten bedeutet zusätzlich eine erhöhte Aufnahme von CO2 aus der Atmosphäre (wald wissen.net).

Wir sind auf dem Weg dorthin.

Dr. David Kahan

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