Rundbrief August 2022

Bildmodul

Illustration: Finnja Marks

Rettet Deutschlands Hecken!

Seit 8.000 Jahren prägen nicht nur mächtige Wälder das Bild Deutschlands, sondern auch Hecken. Einige Jahre v. Chr. beklagte sich Cäsar über die Schwierigkeit, die Gallier zu erobern, weil ihre Hecken seine Truppen behinderten.

Die Chance, heute eine Wildhecke zu sehen, ist so groß wie die, einen Trabbi auf deutschen Hauptstraßen zu überholen. In weniger als 80 Jahren sind Hecken im Durchschnitt um 50 % und in einigen Gebieten sogar um bis zu 90 % zurückgegangen, d.h. abertausende von Kilometern einfach verschwunden.

Man mag sich fragen, warum es heute 75 % weniger Insekten gibt als früher. Ohne Hecken – kein Lebensraum für Insekten. Kein Wunder, dass die Süddeutsche Zeitung im Mai 2017 folgende Schlagzeile lieferte „In Deutschland sterben die Vögel aus“. Laut SZ „Demnach ist in der EU die Zahl der Brutpaare in landwirtschaftlichen Gebieten zwischen 1980 und 2010 um 300 Millionen Tiere zurückgegangen, das ist ein Minus von 57 Prozent.“ In Deutschland sind es bis 84%.

Zufällig zur gleichen Zeit als die Hecken begannen zu verschwinden so begannen auch zahlreiche Tier- und Vogelarten auszusterben. Für uns bei FoF sind Hecken einzigartige Ökosysteme, die zwischen Mensch und Klimakatastrophe stehen.

Ein 80.000 € Waldumbauprojekt mit Hecke soll am Nordberg gepflanzt werden. Durch großzügige Spender und zusammen mit einer Reihe anderer Verbände will FoF das tun. Die Vorbereitungen sind im Gange. 

Im Herbst 2022 soll das Waldumbauprojekt auf dem Nordberg entstehen mit 20.000 Bäumen, und in Zusammenarbeit mit BUND NDS wird eine 10 m breite und 500 m lange wilde Naturhecke mit 10.000 Sträuchern und kleinen Bäumen gepflanzt um für Vögel und anderen Tieren einen neuen Lebensraum zu schaffen. Forstgenossenschaft Jerstedt, FoF, Revierförsterei Wolfshagen, BUND Niedersachsen, Justus-Liebig-Universität Gießen, Senckenberg Gesellschaft – alle sind mit an Bord. Kosten für die Hecke übernimmt BUND Niedersachsen.

Wenn man darüber nachdenkt mag man zu folgender Erkenntnis kommen: was Korallenriffe für das Meer, sind Hecken für das Land, unverzichtbar und in ihrer Vielfalt vergleichbar.

Hecken sind Grenzbiotope; sie bilden einen existenziell wichtigen, strukturreichen Lebensraum (Naturwald Akademie). Sie regulieren das Klima, helfen bei der Bodenverbesserung, Wasserversorgung, dem Hochwasserschutz, der Erosionskontrolle, der Schädlingsbekämpfung, der Luftqualität, der Windkontrolle sowie bei der Speicherung von Kohlenstoff.

Und das ist nur ein kleiner Aspekt. Im Gegensatz zu Wäldern sind Hecken nicht nur urlebendig sondern mit weitaus größerer Artenvielfalt. Die Antwort auf die Frage, warum es heute 75 % weniger Insekten gibt als früher lautet, es fehlen Hecken, Lebensräume für Insekten. Diese Tatsache ist Besorgnis erregend.

Hecken gehören zu den stabilsten Refugien für die Artenvielfalt. Ein Ökologe entdecke über 2.000 Arten, die eine einzige Hecke besuchen und bewohnen: Insekten, Säugetiere, Eidechsen, Vögel sowie eine Reihe von Pflanzen-, Moos- und Pilzarten. Sie sind artenreicher als Wälder (Wolton, 2017). Der Neuntöter oder die Turteltaube kommen weder im Offenland noch im Wald vor, sondern nur in Hecken.

Genau wie Korallenriffe bieten auch Hecken Kinderstuben, Nahrungsquellen, Unterschlupf, Nistplätze und Jagdstangen. Fledermäuse und Nachtfalter nutzen Hecken als Navi. Sie vereinen sehr unterschiedliche mikroklimatische Bedingungen auf engem Raum, von schattig-feucht im Kern bis sonnig-trocken an ihrem Rand.

Das Ökosystem der Hecken unterstützt eine weitaus größere ökologische Gemeinschaft (Zimmer, 2021). Hecken sind besonders wichtig, wenn sie dazu dienen, andere, oft zunehmend fragmentierte Ökosysteme miteinander zu verbinden. Mit anderen Worten: Sie dienen als Korridore für Tiere, die nicht von einem Habicht angegriffen werden wollen. Dachse, Igel und einige wirbellose Tiere wie Ameisen und Spinnen nutzen sie als Nebenwege, um sich in der Landschaft fortzubewegen.

Kurz gesagt – ähnlich wie Korallenriffe im Meer sind Hecken am Waldrand genauso unverzichtbar und genauso wunderschön.

Harzer Panorama hat  am Wochenende, 13. und 14. August, einen FoF-Artikel über Hecken veröffentlicht.

Ralf Warneckes Bericht

Ich bin eher zurückhaltend gegenüber Lob und Anerkennung, denn wir pflanzen, weil es das Richtige ist. Aber als Ralf nette Dinge sagte und mich bat, sie im nächsten Newsletter zu verwenden, habe ich mich gefreut und konnte nicht nein sagen:

„Im vergangenen Spätherbst hatte ich, aufmerksam geworden durch einen Aufruf in der heimischen Presse, mehrmals an den Pflanzaktionen des fof im Dörpketal teilgenommen. Ich war begeistert von dem Engagement der freiwilligen Helfer und der unermüdlichen Dynamik von David und seinen Mitstreiter*innen. Durch weitere sehr nette und persönliche Kontakte ist mir das Konzept der Bauminseln, aber insbesondere die freundliche, engagierte und hochkompetente Art von David ans Herz gewachsen.

Sensibilisiert für die Berichte über den fof bin ich, ebenfalls wieder durch eine kleine Annonce in der Zeitung, auf eine abendliche Wanderung des Harzklub Goslar e.V. aufmerksam geworden. Für die Tour verantwortlich zeichnete nämlich unser David Kahan. Trotz eines kleinen Handicaps beschloss ich, mich für die Wanderung anzumelden und David bei der Werbung für die Bauminseln und das Konzept des fof zu unterstützen.

Ich habe es nicht bereut. Und auch das Wetter war an diesem Tag, für einen Sommerabend, etwas unfreundlich. Nach langer Zeit der Trockenheit gab es an diesem Tag den ersehnten Landregen bei 13 Grad Celsius. Klar, für Wanderfreunde kein Hindernis. Ich war aber ehrlich gesagt nicht so ganz darauf eingestellt. So machte sich eine Truppe von 12 Feierabendwanderern vom Parkplatz am Berufsförderungswerk, pünktlich auf den Glockenschlag, um 17:00 Uhr auf in Richtung Dörpketal. Im Übrigen war der sanfte Landregen an diesem Spätnachmittag geradezu Balsam für unsere kleinen Setzlinge.

An unserer kleinen Gerätehütte gegenüber des Steilhangs unserer Anpflanzungen angekommen, berichtete David vom Konzept der Bauminseln, den Aktivitäten des vergangenen Jahres und den großartigen Planungen für den kommenden Herbst an der Grane. Mit einer Schilderung aus Sicht eines aktiven Pflanzers konnte ich einen bescheidenen Beitrag für die wichtige Öffentlichkeitsarbeit für fof leisten.

Klar, bei Wanderfreunden fielen unsere Berichte naturgemäß auf fruchtbaren Boden. Auch wenn es an diesem Abend eine überschaubare Truppe war, so ist es doch wichtig auch in kleinen Schritten auf die gute Sache des fof aufmerksam zu machen. Es sind nicht immer nur die großen pressewirksamen Termine bei denen man Menschen auf einen gemeinsamen Weg mitnimmt. Richtig überzeugen kann man ohnehin in kleinen und geselligen Runden, im persönlichen Gespräch, am besten.

Von unserem Pflanzterrain ging es weiter bergauf in Richtung Waldschrathütte, ohne diese jedoch direkt anzusteuern. Vielmehr ließen wir sie links liegen und David führte uns auf ein, vom Regen nassen, teilweise von Brombeeren und dichtem Gras bewachsenen, Geläuf, in Richtung Auerhahnplatz. Spätestens jetzt waren meine unpassenden Joggingschuhe völlig durchtränkt. Zu meiner Überraschung kannte sich David nicht nur mit den Bäumen im Dörpketal aus, sondern war in diesem Abschnitt ein überaus ortskundiger Wanderführer. Respekt!
Die Zukunft wird es zeigen! Tja, was soll ich sagen? Nach gut 3 Stunden war ich, einigermaßen durchnässt aber innerlich ausgeglichen am Parkplatz wieder angelangt, froh und zufrieden, nette Menschen kennengelernt zu haben. In der festen Absicht, mit dem Harzklub zukünftig sicher noch einige interessante Feierabendwanderungen in der näheren Heimat zu unternehmen, mit David in regem Kontakt zu bleiben und den fof bei seinen weiteren Vorhaben tatkräftig zu unterstützen.“

David erklärt ortskundig den weiteren Verlauf unserer Route Richtung Auerhahnplatz. Mein mitgeführtes MTB erwies sich an diesem Abend als ebenso unpassend wie meine Joggingschuhe.

Ralf Warnecke – ein Freund des Waldes

CvD – Gymnasium tritt wieder in die Bresche

Eigentlich geht es nicht nur um Bäume; ich hatte das Glück, mit vielen Menschen zusammenarbeiten zu dürfen. So viele, dass ich nicht einmal versuchen werde, sie aufzuzählen, aus Angst, jemanden auf der Liste zu vergessen. Nur eine Gruppe sticht heraus und war einige riesige Freude: die Lehrer und Schüler des CvD Gymnasium. Letztes Jahr sind sie gekommen um die Bauminseln abzustecken.

Das war viel Arbeit. Es müssen nicht nur die Inseln abgesteckt und Pfähle in den Boden geschlagen werden, sondern es muss auch alles ganz genau beachtet werden. Wenn eine Insel zu groß ist, gibt es nicht genug Setzlinge, wenn sie zu klein ist, zu viele. Die Cluster müssen auch die richtige Nummer haben, z. B. Nr. 10 sind Eichen. Keine korrekte Baumnummer bedeutet keine richtige Baumart; Baumarten müssen an verschiedenen Standorten gepflanzt werden.

(In diesem Herbst will das CvD Gymnasium wieder kommen.) Die meisten Pflanzungen müssen von professionellen Pflanzern vorgenommen werden, die kein Deutsch sprechen. Die traditionelle Anpflanzung von Plantagen ist ziemlich einfach, man pflanzt eine große Zahl einer Baumart auf einer Fläche. Bauminseln sind jedoch komplizierter. Um die Bepflanzung zu erleichtern, wird die Ecke jeder Insel mit einer anderen Farbe besprüht.

So sah der Farbplan des letzten Jahres aus: hellgrün für Winterlinde etc.

Ich war schon dabei, mir Gedanken darüber zu machen, wie ich diese Operation durchführen sollte, als ich die folgende E-Mail erhielt

„Lieber Herr Dr. Kahan,
nachdem ich den Rundbrief gelesen habe, könnte ich mir eine weitere Zusammenarbeit mit einer Gruppe des CvD im Herbst vorstellen.
Im Oktober (9. bis 15.10.) kommen innerhalb unseres Erasmus-Projekts einige Schülerinnen und Schüler unserer Partnerschulen nach Goslar. Da wir uns mit dem Thema „Natur“, einschließlich Wald, beschäftigen werden, würden wir gern mit der Projektgruppe Bäume pflanzen. Dafür ist es in der ersten Oktoberhälfte allerdings wahrscheinlich noch zu früh.
Nachdem wir bereits im letzten Jahr Erfahrungen mit dem Abstecken der Bauminseln gesammelt haben, könnte dies eine Alternative sein. Wäre ein Termin dafür im Zeitraum 11. bis 14.10. denkbar? Wir könnten einen Vor- oder Nachmittag in unserem Programm für die Aktion vorsehen. Die Gruppe bestünde insgesamt aus gut 40 Personen, da wir bei dieser Aktion nicht nur die Gäste, sondern auch unsere Goslarer Schülerinnen und Schüler (die z.T. schon Bauminseln abgesteckt und Bäume gepflanzt haben), beteiligen würden. Falls sich nicht alle an den Hang und ins Gestrüpp wagen (können), könnten sie logistische Unterstützung vom Weg aus leisten.

Mit freundlichen Grüßen Birte S.“

Ein absolutes „Boah!!“; das CvD hat sich wieder einmal durchgesetzt. Die Kavallerie ist wieder unterwegs! Der Nordberg Förster und der BUND Hannover wurden kontaktiert, um ein kleines Waldprogramm auf die Beine zu stellen. Kleine Gruppen von Schülern werden zwischen dem Abstecken der Bauminseln und den Vorträgen über ‚Abenteuer Wald‘ rotieren.

Das CvD ist in der Tat etwas Besonderes, und das liegt nicht nur an den Lehrern und Schülern. Das CvD ist eine Europaschule. Na, ja jede Schule in Deutschland ist auch eine Europaschule, aber nicht unbedingt ein Europagymnasium. Es gibt nur wenige dieser Schulen, da sie hohe Anforderungen erfüllen müssen.

Das Privileg dieser Auszeichnung muss sich eine Schule durch verschiedenste Aktivitäten, welche ihr ein europäisches Profil verleihen, verdienen. Zugleich gehen Verpflichtung und Verantwortung mit dieser Namensgebung einher: Der europäische Gedanke sowie Toleranz anderen Kulturen gegenüber sollen im Unterricht und außerunterrichtlich gefördert werden.

Seit Mitte der 90er Jahre gibt es die europaorientierten, interkulturell angelegten Europaschulen als Schulversuch. Deren Ziel ist, bilinguale Lerngruppen konsequent zweisprachig zu unterrichten. Damals wurde der Titel auf Antrag und nach Prüfung durch das Nds. Kultusministerium vergeben.

Um „Europaschule in Niedersachsen“ zu werden, muss eine Schule eine Selbsteinschätzung mithilfe eines Scoring-Models abgeben, die durch die Niedersächsische Landesschulbehörde überprüft wird und in der z.B. das Fremdsprachenangebot, die unterrichtlichen und außerunterrichtlichen Aktivitäten der Schule im Bereich „Europa“ und ein Europacurriculum nachgewiesen werden müssen.

  • Folgende Aspekte sollen einen hohen Stellenwert haben:
  • Interesse, Wissen und Verständnis für europäische Fragen zu fördern,
  • europäische Themen, auch fächerübergreifend, in den Unterricht zu integrieren,
  • die Vielfalt der Sprachen und Kulturen im Unterricht und der Schulkultur sichtbar zu machen,
  • ein Fremdsprachenangebot anzubieten, das über die Mindestanforderungen hinausgeht und auch bilinguale Unterrichtsangebote einschließt,
  • interkulturelle Kompetenzen zu entwickeln und zu stärken,
  • an europäischen Projekten, Aktionen, Wettbewerben u.a. teilzunehmen,
  • sich mit außerschulischen Partnerinnen und Partnern, die sich der Förderung des europäischen Gedankens verschrieben haben, zu vernetzen,
  • die Möglichkeiten der Digitalisierung zur Förderung der europaweiten Kommunikation zu nutzen.

Das CvD ist bereits seit mehr als zehn Jahren Europaschule, 2019 wurde es für fünf weitere Jahre als Europaschule in Niedersachsen re-zertifiziert.

FoF freut sich, dass eine Gruppe ausländischer Schüler beim Abstecken der Bauminseln helfen werden. Ich denke, ich kann auf die deutsche Sprache verzichten und in einer viel einfacheren Sprache sprechen, nämlich Englisch.

Ich versuche, im September einen Artikel über das CvD veröffentlichen. Danke fürs Zuhören.

Beste Grüße,
David Kahan

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