Als Friends of the Forest (FoF) vor einem Jahr gegründet wurde, lautete der Imperativ „Bäume pflanzen.“
Rückblickend klingt das so, als würde man sagen: „In Deutschland dreht sich alles ums Bier“, extrem vereinfacht. Aber langsam hat man gelernt muss man, um gesunde, biologisch vielfältige Wälder zu pflanzen, die drei Monos vermeiden: Monokultur, Monohöhe, Monoalter.
Bis zu 40 mal mehr CO2 können die Wälder, die FoF teilweise im Dörpketal gepflanzt hat speichern als herkömmliche Pflanzungen (laut einer Studie der Universität Yale von 2019). Der offene Raum zwischen den Bauminseln ist das Erfolgsgeheimnis.
Ein paar Eichen, Linden und Lärchen zu pflanzen, wird nicht viel dazu beitragen, die Dynamik gesunder natürlicher Wälder zu erzeugen. Diese Bäume sind nicht das Problem, sondern ihre Höhe. Sie sind alle hochgewachsen, 1. Ordnung im Fachjargon. Ein artenreiches Ökosystem (fliegende, krabbelnde, flatternde Dinge), das wirklich CO2 aufnehmen kann, braucht viele Bäume in unterschiedlicher Höhe.
Bohn (2017) berichtet „Bei der Analyse von etwa 300 000 Waldbeständen haben wir festgestellt, dass die durchschnittliche Biodiversität im Wald nicht mit der Artenvielfalt zunimmt. Stattdessen entpuppt sich die Waldstruktur als die Schlüsselvariable.“
FoFs 13.000 Bäume im Dörpketal bestehen aus 20 verschiedener Arten von großen bis kleinen Bäumen. Die 3.000 Sträucher die von Vögeln bevorzugt werden helfen, ebenfalls Waldstruktur zu geben.
Viel Erfolg, wenn jetzt ein Menge kleinerer Bäume neben hohen Bäumen gepflanzt wird. In der Regel werden die großen Bäume das Sonnenlicht für sich beanspruchen; kleinere Bäume werden darunter leiden. Laut der beschriebenen Studie bieten die großzügigen Zwischenräume zwischen den Clustern oder Bauminseln im Dörpketal allen Baumarten den Platz, den sie benötigen.
Es gibt ein weiteres Problem im Harz, die großen Kahlschlagflächen.
Die neu gepflanzten Bäume sind fast immer gleich alt, ein- bis dreijährige Setzlinge. Weltweit wurden über hundert Studien durchgeführt mit dem Resultat, dass Wälder mit Bäumen unterschiedlichen Alters nicht nur widerstandsfähiger sind gegen Brände, Stürme und Schädlinge, sondern dass sie einen vielfältigen Lebensraum für Wildtiere und den Schutz der Bodenressourcen bereiten.
Dann ist da noch die Frage der Größe der Lücke zwischen den einzelnen Clustern. Sie können über ein großes Gebiet verstreut sein, aber sie werden nicht zu einem lebensfähigen Wald führen. Sie müssen Platz mäßig das richtige Maß haben. Zu viel oder zu wenig ist unproduktiv (Takano 2019).
Wie Jaloviar (2020) fand, lückenbasierte Waldbausysteme gelten im Vergleich zu anderen waldbaulichen Systemen als äußerst vielseitig und anpassungsfähig. Die durchschnittliche Größe der effektiv offenen Lücke beträgt ca. 230 m2.
Genau das ist die Größe der Freiflächen in dem für FoF ausgewiesenen Anpflanzungsgebiet. Die bepflanzte Fläche besteht aus ca. 5.700 m2 Bäumen und dazwischen 17.000 m2 freiem Raum für die zukünftige natürliche Sukzession. Jede Baumart hat ihre eigene Bauminsel mit Platz zum Wachsen. Die Lücken sind das Geheimnis des Erfolgs.
In Zukunft wenn Vögel fliegen oder der Wind übers Dörpketal weht, zerstreuen sich die Samen und finden einen offenen Raum, in dem sie keimen können. So können neue Bäume natürlich wachsen.
Die 1923 erstmals erforschte Methode der Lücken-Dynamik ist das Gegenteil vom landwirtschaftlichen Modell der Forstwirtschaft, das seit Hunderten von Jahren angewandt wird. Die Waldbewirtschaftung sollte die natürlichen Prozesse nachahmen. Das wäre ein Ansatz zur Erhaltung gemischter, ungleichaltriger Bestände auf klein flächiger Ebene.
So seltsam es auch klingen mag, beim Waldumbau beginnt man zuerst mit den Lücken und pflanzt Bäume um sie herum. Studien zeigen, dass durch die Schaffung von Lücken komplexe Mischwälder entstehen. Lücken sind entscheidend für eine größere Vielfalt und ein wesentlicher Aspekt des Mikroklimas.
Ein Aufruf zur Pflege
Im März 2022 geht die Arbeit im Dörpketal weiter. Wenn die Setzlinge eine Chance haben sollen, müssen sie von Brombeeren und Unkraut befreit werden. Forst praxis empfiehlt, die Kulturfläche nicht komplett vom Begleitwuchs zu befreien. Belassene Bodenvegetation wirkt sich positiv auf die Bodenfeuchte aus, und es bleiben Lebensraum und Nahrung für Wildtier und Kleinlebewesen erhalten. Beim so genannten Auskesseln beschränkt man sich auf die Bereiche unmittelbar um die zu fördernde Pflanze. FoF benötigt Helfer. Spenden von gut erhaltenen Werkzeugen sind äußerst willkommen.
Baumarten für den Klimawald
Ein Anliegen von FoF ist es, die Harzer Wälder auf den kommenden Klimawandel vorzubereiten. Auf die Frage, welche Wälder im Harz in Zukunft gebraucht werden, wandte sich FoF an Bayerns Vier-Facetten-Strategie
1. Verschiebung des Vorkommens heimischer Baumarten innerhalb Niedersachen. Dies bedeutet, dass die Anpflanzung heimischer Bäume an neuen Standorten, die für das künftige Klima besser geeignet sind, erfolgen muss.
2. Stärkung seltener heimischer Baumarten
3. Alternative Herkünfte heimischer Baumarten (aus anderen Regionen Europas)
4. Alternative Baumarten
Wenn die Goslarer Stadtforst klarer in die Zukunft blicken soll, muss sie in die Diskussion mit einbezogen werden. Der Klimawandel macht neue Waldbaustrategien gegen Extremereignisse erforderlich. Forst-Lückendynamik und Bauminseln spielen eine entscheidende Rolle. FoF ist bereit, sich an dieser Diskussion zu beteiligen.