Rundbrief Dezember 2022

Bildmodul

Friends of the Forest sagen „Freie fahrt für freie Viecher“

Insekten sind das Gewebe, das jedes Ökosystem auf dem Planeten zusammenhält
(David Wagner, Universität Connecticut)

 

Eigentlich ist all das, was wir bei FoF machen hauptsächlich für die Insekten. Diese wunderbaren oft gruseligen winzigen Tiere arbeiten hart daran, unsere Böden zu verbessern, unsere Äpfel zu bestäuben, Schädlinge zu vernichten und Samen zu verbreiten. Sie speichern CO2 und sind auch einfach cool anzusehen (z.B. Schmetterlinge).

Insekten sind lebensnotwendig für uns Menschen. Der jährliche weltweite Nutzen lässt sich auf 33 Billionen € schätzen.

Ohne Insekten gibt es keinen Wald: 80 % aller Bäume und Sträucher werden von Insekten be- stäubt. Einige Bäume wie Ahorn, Kirsche und Linde investieren viel Energie, um Nektar zu produzieren, der Insekten anlockt. Und wie verhält es sich mit Vögeln, Fledermäusen, Fröschen und dem Gartenschläfer? Sie alle ernähren sich im Sommer von Insekten. Insektenhalten das ökologi- sche Gleichgewicht der Welt zusammen.

Es gibt Neuigkeiten

Auf dem Nordberg ist es uns gelungen, ein edles Quartier für Insekten zu schaffen.

Oberhalb des Schieferwegs ist ein Forstweg mit wunderbarer Aussicht über ganz Goslar. Das ist der Anfang einer neuen Hecke, die FoF gepflanzt hat. Die Hecke erstreckt sich fast bis zur Hauptkreuzung zwischen Steinberg und Nordberg. Rechts führt der Weg hinunter ins Granetal.

Mit einem großen Beitrag von BUND und Hilfe vom CvD Gymnasium wurde jetzt ein weiteres Stück Hecke gepflanzt. Es führt entlang des Uferweges Richtung Staumauer. Gesamte Länge der Hecken beträgt ca. 2,5 km. Über 18.000 Sträucher und kleine Bäume wie Wildbirne, Wildapfel, Wildkir- sche sollen dort wachsen.

In den Bauminseln haben die Pflanzer so hart und schnell gearbeitet, dass es schwierig war, sie mit genügend Setzlingen zu versorgen. An drei kurzen Wochenenden wurden etwa vier Hektar bepflanzt mit fast 4.000 Bäumen. Absolut überwältigend.

Verschiedenartige Cluster bedeuten, dass Insekten Bäume in unterschiedlicher Höhe und Breite vorfinden, die ihnen Licht- und Temperaturverhältnisse bieten, die sie brauchen. 14 Unterschied- liche Baumarten bieten eine große Vielfalt und einen guten Lebensraum für Insekten.

Wenn man den steilen Hang auf dem Nordberg rauf und runter klettert, landet man sicherlich mehr als einmal im Dornengestrüpp und schimpft, genau wie ich, wie schwierig es ist, da durchzukommen.

Die Freiräume zwischen den Bäumchen bieten jedoch einen ungestörten Lebensraum, eine Zu- flucht vor Feinden oder eine Möglichkeit, zu überwintern. Viele Arten von Insekten bewegen sich in einem Umkreis von lediglich hundert Metern. Das Totholz und die Vegetation bieten ihnen ei- nen idealen Ort zum Verweilen.

Hecken sind der bevorzugte Platz für Insekten und daher haben wir uns entschlossen, sie zu pflan- zen, eine oberhalb der Cluster und eine unterhalb, ca. 2 km lang. Eine weitere Hecke entsteht oben am Nordberg in einer Länge von 800 m. Entlang des Forstweges am Granetal werden zusätzlich 4.000 Sträucher gepflanzt. Sie werden jetzt alle erweitert mit einer Reihe mittelgroßer Bäume, d.h. dass zwischen Sträuchern mittelgroßer Bäume und große Bäume stehen.

Professionelle Pflanzer befinden sich jetzt in einem Wettlauf mit dem Wetter, um die letzten
10.000 Eichen und Buchen in die Erde zu bringen, bevor es zu kalt zum Pflanzen wird.

Ein herzliches Dankeschön an alle, die so viel für die Realisierung dieses Waldes getan haben. den besten Lebensraum für Insekten.

Lange Fassung

Es ist nun offiziell. Die Menschheit ist nicht mehr in der Lage, die Linie zu halten und die Tempe- ratur bei oder unter einen Anstieg von 1,5 Grad C zu halten. 1,5 Grad C als Ziel ist Schnee von gestern. Wissenschaftler kämpfen nun verzweifelt darum, den globalen Temperaturanstieg auf 2,4 °C zu begrenzen. Der Thwaites-Gletscher ist instabil geworden, und wenn er ins Meer rutscht, werden die Weltmeere um drei Meter oder mehr ansteigen.

Man sollte meinen, die Menschen würden sich beeilen, sogar darum kämpfen, in die Wälder zu gehen und Bäume zu pflanzen.
Eine Studie nach der anderen zeigt, (Chazdon, 2019): „Die Wiederaufforstung von Bäumen ist nach wie vor eine der wirksamsten Strategien zur Eindämmung des Klimawandels.“ Ein Baum kann bis zu 40 Tonnen CO2 binden. Aber, allein das Pflanzen von Bäumen wird das Problem nicht lösen, wenn wir nicht die Emissionen fossiler Brennstoffe verringern. Trotzdem ist die Bewaldung eine wunderbare Sache.

Jemand fragte einen FoF Pflanzer auf dem Weg zur Pflanzfläche am Schafskopf: Aber „Wie wollen Sie denn Leute zum Pflanzen finden? Das heißt, in dieser Kälte und an diesem steilen Hang“. Die Frage war berechtigt.

Es ist immer interessant, wenn eine Gruppe den Wald erlebt und Bäume pflanzt. Aber der Schafskopf war anders. Es war ein elementarer Kampf.

Tag für Tag, drei kostbare Wochenenden lang mussten die Freiwilligen zunächst einen oft vereisten Waldweg hinaufwandern um überhaupt zu dem Ort zu gelangen, an dem wir pflanzten. Es war harte, konzentrierte Arbeit, den ganzen Tag lang. Diese Art von Konzentration und Anstrengung war einmalig. Es war ein tolles Team.

An drei kurzen Wochenenden pflanzten wir fast 4.000 Bäume, fast alle in die für den Schafskopf geplanten Bauminseln.
Ein Forstwirt war dabei und war des Lobes voll. Nicht ein einziger negativer Kommentar kam über seine Lippen. Er war so überrascht, dass er seinen Chef, Rainer, den Leiter eines großen Forstreviers, anrief und die gute Nachricht übermittelte. Einen Tag später kam dann der Revierleiter selbst um sich zu vergewissern, denn so ein Tempo und eine solche Qualität ist generell bei Freiwilligen nicht üblich. Aber auch er fand keinen Baum, der nicht einwandfrei gepflanzt wurde. Er beabsichtigte, nur eine kurze Inspektion durchzuführen, blieb aber doch den ganzen Tag.

Unsere jüngste Pflanzerin war Leni, eine Schülerin des CvD-Gymnasiums, Annemarie eine ältere . Annemarie brauchte etwa eine Stunde, um zum Schafskopf zu gelangen. Dann musste sie sich mit ihrem Gehstock sehr vorsichtig den steilen Hang hinunter arbeiten, ähnlich wie ich auch. Ein Pflanzer hackte ein Loch für sie und ging weiter, Annemarie folgte und steckte den Baum hinein. Den ganzen Tag über blieb sie dabei.

Christine musste am Samstag arbeiten, aber sie stand trotzdem sehr früh auf, um kiloweise heißen Kakao und Punsch zu kochen. Ihr Mann, Ralf, hatte Termine und konnte nicht immer pflanzen, aber er fuhr von Schladen her, um wenigstens das heiße Getränk zu liefern.

Es kamen nur engagierte Einzelpersonen, keine organisierten Gruppen. Einige kamen von so weit her wie Hannover, Braunschweig, Gifhorn. Sie kamen, pflanzten und gingen wieder. Dies sind die Namen von einigen Unerschütterlichen, die 4.000 Bäume unter eisigen Bedingungen an einem steilen Berghang gepflanzt haben.

Eine gute Baumgeschichte

Wir haben Tausende und Abertausende von Dinosaurierbäumen gepflanzt und pflanzen sie auch im Januar weiterhin. Nicht ganz so alt wie die Dinosaurier, aber mit einem Alter von 56 Millionen Jahren waren die Eichen kurz vor dem Massenaussterben. Sie überlebten die ausgedehnten Eisschichten, die sich während der großen Eiszeit immer wieder bildeten. Eichen haben viel gesehen und sich stark angepasst. Wenn Sie sich alte Fotos von Mastodon ansehen, ist im Hintergrund meist eine Eiche zu sehen.

Ich habe vorher bereits viel über ungewöhnlichere Bäume gesprochen, z.B. über die Elsbeere oder Baumhasel. Aber hier ist eine Geschichte über die Eiche – Traubeneiche, die wir pflanzen, sie ist ein Baum für den Klimawandel, wächst auch in wärmeren und niederschlagsärmeren Landschaf- ten.

Wie Forstwissenschaftler Hipp (2019) feststellte „unterstützen Eichen das Ökosystem des Planeten wie nur wenige andere Baumarten. Eichen sind für die Gesundheit der Wälder von grundlegender Bedeutung, da sie Tieren, Vögeln und Insekten wichtige Nahrung, Lebensraum und Schutz bieten. Im Vergleich zu allen anderen Baumarten im Wald haben Eichen die höchste Biomasse aufzuwei- sen und tragen mehr zur Luftreinigung be als viele andere Baumarten.“

„Eichen steuern unsere Ökosysteme“, sagt der Insektenforscher Professor Douglas Tallamy. Neh- men wir die Interaktion zwischen Eichen und Raupen. Für Tallamy sind Raupen „umfunktionierte Blätter, die laufen können“. Raupen fressen Blätter, aber für Vögel, insbesondere während der Brutzeit, sind Raupen die beste Babynahrung. Raupen sind der Treibstoff des Nahrungsnetzes. In den USA, wo der Wissenschaftler arbeitet, beherbergen Eichen 897 Raupenarten, (wie kein ande- rer Baum“.)

75 Prozent der Nahrung, die von Insekten, Vögeln und anderen Tieren gefressen wird, stammt von einigen wenigen wichtigen Baumarten – Eichen führen die Liste an. Von allen heimischen Baumar- ten leben in und an der Eiche die meisten Insektenarten (Bußler, LWF-Wissen 75). Nashornkäfer,
Hirschkäfer, Goldkäfer, Heldbock bis zu 1000 verschiedene Insektenarten beherbergen Eichen:
über 500 holzbesiedelnde Käfer, 179 Schmetterlingsarten. Kaum eine andere Baumart hat so eine Vielzahl von Pilz- Begleitern.

Obwohl Insekten viele Eichenblätter fressen können, kann eine ausgewachsene Eiche jedes Jahr bis zu 700.000 Blätter abwerfen. Daraus entsteht eine große Menge von wertvollem Humus. Die Blätter tragen auch zum Ausgleich der Bodentemperatur bei und bieten nützlichen Mikroorganis- men ein angenehmes Zuhause.

Nicht alle Eichen sind gleich. Die Roteiche, der Baum, den die Forstwirte lieben, hat ei- ne deutlich geringere Biomasse, geringeres Wasserhaltevermögen, weniger Mineralien, weniger Bodenpilze als andere Eichen. Der Artenreichtum und die Deckung der Unter- holzvegetation wird negativ beeinflusst (Riepsas 2008; Stanek, 2019, 2020).

Die drei Millionen Eicheln, die eine Eiche im Laufe eines Jahres produzieren kann, liefern ton- nenweise Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate. Wenn man auf dem Schafskopf steht, blickt man bis zum Horizont auf Birken und Fichten. Man sieht kaum Eichen. Und doch wachsen einige wild. Der Mann mit der Raupe, der die Bauminseln von den Dornen befreit hat, achtete darauf, um sie herum zu mulchen.
Wahrscheinlich hat ein Eichelhäher sie hierher gebracht. Das Revier eines Eichelhähers beträgt etwa 25 Hektar und er kann jährlich 3 kg Eicheln sammeln. Um den Nordberg liegen in der Nähe Stadteiche. Der Eichelhäher In seinem Kehlsack kann er gut und gerne 10 Eicheln transportieren.

Während der gesamten Laufzeit des Nordberg-Projekts in diesem Jahr wurde der Vertreter der Stiftung, die 35.000 € gespendet hat, ständig über die neuesten Entwicklungen informiert. Für ihn besteht das Hauptmerkmal von FoF nicht darin, ein paar Bäume in den Boden zu bringen, sondern darin, dass es sich um ein nachhaltiges, ökologisch orientiertes Projekt handelt, das hauptsächlich von Freiwilligen durchgeführt wird. Für ihn ist FoF wirklich eine Bürgerinitiative.

Bei unserem letzten Telefonat sagte er: „Wir müssen die Zusammenarbeit im nächsten Jahr wie- der aufnehmen.“ Ohne euch alle, die so engagiert pflanzen, würde es keine weitere Finanzierung für FoF geben. .

Bis zum nächsten Mal. Ich freue mich bereits jetzt auf die Herbstpflanzung 2023!

David Kahan

Kommentare

Hi David,
den Arbeitseinsatz zur Baumpflanzaktion am Schafskopf in Goslar habe ich noch in sehr guter Erin- nerung. Ein schöner Tag bei magischem Licht und Good Energy. Es hat mir Freude gemach Teil der Bewegung zu sein und es war eine wertvolle Begegnung mit Dir, David, mit Deiner offenen & positiven Art, und mit Deinem Fachwissen, was Du geteilt hast; Danke dafür; und mit dem bunt ge- würfelten Helferteam, von den Kids, über die engagierte Schülerin bis hin zu älteren Semestern. Das war und ist echt gelebte Gemeinschaft und Eurer Projekt ist spannend und ambitioniert zugleich.

Ich bin gespannt, wie sich die Bauminseln und die Hecken über die Jahre entwickeln. Ihr pflanzt naturnahe, widerstandsfähige Wälder, mit Hickory (Caria), Roteichen, Buchen, Baum-Hasel, Els- beere, etc. Das ist sehr innovativ !
Ich habe mich dafür entschieden, mich über den Arbeitseinsatz Baumpflanzaktion hinaus …und ich komme bestimmt wieder vorbei, im Frühjahr 2023 …und mich monetär zu engagieren und würde sehr gern eine Baumpatenschaft für ein oder mehrere Bauminseln übernehmen.
Mick

Hallo!
Danke für den Rückblick auf die Pflanztage am Schafskopf, Goslar, und die interessanten Informati- onen über das dortige Ökosystem.
Die Pflanztage haben einen riesen Spaß gemacht! Auch wegen der Kekse und Getränke. Ich würde im nächsten Jahr gern wieder mit dabei sein.

Frohe Adventszeit, ein gemütliches Weihnachtsfest und Guten Rutsch in ein gesundes neues Jahr!
MfG, Sandra

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….Das war eine tolle Pflanzsaison. Wir haben es den Profis bewiesen dass Freiwillige es schaffen. Ja vielleicht sogar besser pflanzen als die Profis. Frank

—Schade, dass es für dieses Jahr vorbei ist. Hoffentlich machen wir bald weiter. Maxi

Wir haben ja inzwischen sehr viele „Wiederholungstäter“, die sehr viel leisten und sehr gut zur Stan- ge halten. Das führe ich insbesondere auf das gute Konzept und die Zusammenarbeit mit dem Förs- ter. Ralf

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