In diesem Stadium unserer Untersuchung sind zwei Dinge festgestellt worden. Wälder sind für unsere Existenz wichtig, und Bäume sterben schneller ab, als McDonalds Hamburger flippen kann. Mit diesen beiden Tatsachen konfrontiert, könnte man sich vorstellen, dass Regierung und Bürger auf die Barrikaden gehen und alles tun würden, um den Wald zu retten
Leider ist das nicht der Fall. Warum? Man kann Naturverständnis haben, aber kein Interesse. Man kann vom Great Barrier Reef verzaubert sein, aber das bedeutet nicht, dass man wirklich ein Interesse daran hat, etwas gegen die Zerstörung zu tun.
Jenseits des Interesses ist die Naturbegegnung. Wenn etwas abstrakt, nicht greifbar ist, ist es schwierig, sich darauf zu beziehen. Sterbende Wälder? Bäume sterben ab, Bäume wachsen, was ist schon dabei? Bevor man bereit ist zu handeln, muss man zuerst wirklich überzeugt sein von einem Engagement. Oft braucht man konkrete Begegnungen. Der Zweck einer kürzlich veranstalteten FoF-Wanderung mit Jugendlichen war es, sie mit toten Bäumen zu konfrontieren. Einige der Jugendlichen kommentierten:
„Es war erschreckend zu sehen, was für ein großer Teil des Waldes zerstört ist. Man ging das Tal hinauf. Schaute man links oder rechts, sah man nur tote Bäume“. Julias
„Es hat Spaß gemacht, die Wanderung durchzuführen. Aber es war schlimm zu sehen, wie die Bäume sterben.“ Emil
„Es war bedrückend, die leeren Flächen und toten Bäume zu sehen.“ Benjamin
„Es ist nur traurig, was der Borkenkäfer mit unserem Forst getan hat. Ich bin froh, dass ich hier mit gemacht habe, um unseren Forst wieder zu retten.“ Luca
Unsere Gruppe, die FoF, ist zur nächsten Stufe übergegangen. Wir fühlen uns mit der Natur verbunden. Naturverbundenheit bedeutet, dass unsere Identität auf einer emotionalen Verknüpfung beruht. Es braucht ein Bewusstsein für die Umwelt, eine Zugehörigkeit. Wälder haben Wertstellungen. Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem eigenen Wohlergehen und dem Wohlergehen der Natur.
Daraus entwickelt sich eine Umweltidentität. Man ist bereit, sich zu engagieren, d.h. je höher die Bindung an den Wald, desto höher ist die Leistung, das Bedürfnis, der Umwelt gerecht zu werden.
Wer Bäume pflanzt, obwohl er weiß, dass er nie in ihrem Schatten sitzen wird, hat zumindest angefangen, den Sinn des Lebens zu begreifen. (Rabindranath Tagore, 1913 Nobelpreis für Literatur.
Das ist in gewisser Weise die Ideologie der FoF. Die FoF bezieht hier in Goslar Stellung. Viele von uns befinden sich in einem Alter, in dem wir von unseren Bemühungen nicht mehr viel sehen werden. Dennoch fühlen wir uns auf unseren vielen Wanderungen mit der Stadtforst Goslar eng verbunden.
Goslar ist eine Stadt am Fuße eines Mittelgebirges mit 10.000 km Wanderwegen. In einer Gegend übersät mit verlassenen Stollen kann man noch ab und zu Zwerge hören, die tief unten in der Erde arbeiten, und manchmal sieht man in der Dämmerung auch Hexen vorbeifliegen (zumindest in der Vorstellung).
Es ist FoF ein Bedürfnis, einen Beitrag zu leisten für das Überleben von Goslars Wäldern.
Hier in Goslars Stadtforst gibt es 1000 Hektar tote Bäume und finanzielle Mittel zur Wiederaufforstung für nur 40 Hektar. Bürger/innen der Stadt Goslar sehen den Kahlschlag mit Blick aus ihrem Fenster. Ein Grund, Widerstand zu leisten.
Goslar ist nicht nur wegen seiner Schiefer- und Fachwerkhäuser, seiner engen Gassen mit Kopfsteinpflastern einzigartig sondern auch wegen des umliegenden Waldes, der Stadtforst. Steinberg, Rammelsberg und Giengelsberg_— alle setzen eine unauslöschbare Marke auf die Stadt. Mit dreitausend Hektar von Goslar bis Oker und fast bis ins Okertal und hinüber nach Auerhahn, ist die Stadtforst ein untrennbarer Teil von Goslar.